Selektivität in der Energieverteilung
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Eine zuverlässige Energieverteilung bildet das Rückgrat jeder modernen Industrie- und Infrastrukturanlage. Dabei spielt die Selektivität eine tragende Rolle: Sie sorgt dafür, dass im Fehlerfall nur der betroffene Stromkreis abgeschaltet wird, während der Rest der Anlage störungsfrei weiterarbeiten kann.
Wie das Prinzip der Selektivität funktioniert, erklären wir in diesem Beitrag unseres Glossars.

Definition: Was bedeutet Selektivität?
Selektivität beschreibt das koordinierte Zusammenwirken von Schutzgeräten innerhalb einer elektrischen Energieverteilung zur gezielten Fehlerbegrenzung. In mehrstufig aufgebauten Schutzsystemen sorgt sie dafür, dass im Kurzschluss- oder Überstromfall nur das der Fehlerstelle unmittelbar zugeordnete Schutzelement auslöst.
Dieses Prinzip verhindert, dass vorgelagerte Schutzgeräte wie Hauptsicherungen oder übergeordnete Leitungsschutzschalter unbeabsichtigt größere Teile der elektrischen Anlage außer Betrieb setzen. Somit bleibt der Großteil der Infrastruktur aktiv, während nur der betroffene Stromkreis abgeschaltet wird. Selektivität ist somit ein zentrales Kriterium für eine störungsarme und betriebssichere Energieverteilung – insbesondere in komplexen Anlagen mit hohen Verfügbarkeitsanforderungen (z.B. in Krankenhäusern).
Die Vorteile einer selektiven Energieverteilung
Die konsequente Umsetzung der Selektivität erhöht nicht nur die technische Zuverlässigkeit, sondern trägt auch zur Wirtschaftlichkeit und Normenkonformität von elektrischen Anlagen bei. Die wichtigsten Vorteile lassen sich wie folgt zusammenfassen:
Erhöhung der Anlagenverfügbarkeit
Durch die gezielte Beschränkung der Abschaltung auf den fehlerhaften Stromkreis bleibt der restliche Anlagenteil in Betrieb. In einem Produktionsbetrieb mit mehreren Produktionslinien kann etwa eine defekte Unterverteilung in einer Linie abgeschaltet werden, ohne den Betrieb der anderen Linien zu beeinträchtigen. Ein kompletter Stillstand wird dadurch vermieden.
Reduzierung von Stillstandszeiten und Produktionsausfällen
Weil im Fehlerfall nur lokal abgeschaltet wird, können Störungen schneller lokalisiert und behoben werden. Die durchschnittliche Ausfallzeit sinkt. Typisches Beispiel ist ein Rechenzentrum: Schaltet ein unselektives Schutzsystem den gesamten Serverbereich ab, sind hohe Ausfallkosten und Datenverluste die Folge. Selektivität minimiert diese Risiken.
Verbesserter Schutz von Personen, Maschinen und elektrischen Betriebsmitteln
Die gezielte Fehlerbegrenzung verhindert Überlastungen in angrenzenden Stromkreisen und schützt so die angeschlossenen Betriebsmittel vor Folgeschäden. In Großküchenanlagen wird so beispielsweise vermieden, dass ein Fehler an einem Gerät zum Ausfall der gesamten Küchentechnik führt, was auch sicherheitsrelevante Systeme betreffen könnte.
Einhaltung technischer Normen
Selektivität ist in verschiedenen normativen Vorgaben verankert, unter anderem in der DIN VDE 0100-600, die die Erstprüfung elektrischer Anlagen regelt, sowie in der IEC 60947, die Anforderungen an Schaltgeräte definiert. Die Einhaltung dieser Normen ist nicht nur aus sicherheitstechnischer Sicht von Bedeutung, sondern auch für die rechtliche Absicherung im Störungsfall.
Risiken bei fehlender Selektivität
Eine unzureichende Selektivität kann erhebliche Auswirkungen auf die Sicherheit und die Wirtschaftlichkeit einer Anlage haben. Dazu zählen:
- Ungeplante Abschaltungen großer Anlagenteile mit daraus resultierenden Produktionsausfällen
- Erhöhte Betriebskosten durch längere Stillstandszeiten
- Gefährdung von Personen und elektrischen Betriebsmitteln
- Verstoß gegen normative Anforderungen und technische Regelwerke.
Selektivität in der Praxis: Wichtige Einsatzbereiche
Selektivität begegnet uns im Alltag häufiger, als wir vielleicht zunächst denken. Insbesondere in technisch anspruchsvollen oder sicherheitskritischen Bereichen ist Selektivität ein Muss.
Industrie- und Fertigungsanlagen
In industriellen Produktionsumgebungen kann schon ein kurzzeitiger Stromausfall erhebliche wirtschaftliche Schäden verursachen. Wird beispielsweise in einer Automobilproduktion eine einzelne Maschinenstation durch einen Kurzschluss lahmgelegt, sorgt ein selektives Schutzkonzept dafür, dass nur der betroffene Teilbereich abgeschaltet wird. Die restliche Produktion bleibt in Betrieb, Stillstandszeiten werden minimiert und die Prozesskontinuität bleibt gewährleistet.
Gesundheitswesen und medizinische Einrichtungen
Krankenhäuser, Kliniken und Labore sind auf eine unterbrechungsfreie Energieversorgung angewiesen – besonders in Bereichen wie Intensivstationen oder Operationssälen. Selektive Schutzschaltungen ermöglichen es, bei einem lokalen Fehler (z. B. in einem Diagnosegerät oder in der Gebäudetechnik) die betroffene Komponente abzuschalten, ohne die Versorgung lebenswichtiger Geräte zu gefährden. So wird die medizinische Versorgung stets sichergestellt.
Verkehrs- und Infrastrukturtechnik
Bahnhöfe, Flughäfen, Tunnelanlagen oder Verkehrsleitzentralen benötigen eine stabile Energieversorgung zur Steuerung und Sicherung der Abläufe. Ein selektives Schutzkonzept stellt sicher, dass bei einem Ausfall beispielsweise im Bereich der Rolltreppen oder der Beleuchtung nicht die gesamte Infrastruktur betroffen ist. Zentrale Systeme – wie Signalanlagen oder Kommunikationsanlagen – bleiben in Betrieb.
Hochhäuser und gewerbliche Gebäude
In großen Bürogebäuden, Hotels oder Einkaufszentren ist die Energieverteilung in zahlreiche Stromkreise untergliedert. Die Selektivität sorgt hier dafür, dass einzelne Bereiche (z.B. ein Geschäft oder eine Büroetage) gezielt abgeschaltet werden können, ohne den gesamten Gebäudekomplex außer Betrieb zu setzen. Auch sicherheitsrelevante Systeme wie Brandmeldeanlagen, Notbeleuchtung oder Aufzüge bleiben im Störungsfall weiter versorgt.
Umsetzung selektiver Schutzkonzepte mit Stromschienensystemen von ABH
Stromschienensysteme von ABH bieten optimale Voraussetzungen für eine gezielte Energieverteilung. Sie ermöglichen einen klar strukturierten Aufbau der Stromkreise und die gezielte Integration von Schutzgeräten. Durch den modularen Aufbau lassen sich die Systeme flexibel an unterschiedliche Anforderungen anpassen. Das erleichtert nicht nur die Planung, sondern auch die spätere Erweiterung und Wartung der Anlage.
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